Ein Einblick in das Thema Feedback aus Sicht der Gen Y. Achtung es handelt sich um persönliche Erfahrungen und Meinungen. Ich bin aber gespannt, von anderen zu hören!
Man gewinnt immer wenn man erfährt, was andere über einen denken. J. W. Goethe
Inzwischen liebe ich Feedback, aber das war natürlich nicht immer so. Ich persönlich finde, dass Feedback eines der wichtigsten Bestandteile im Arbeitsumfeld ist. Allerdings kommt es sehr stark darauf an in welcher Art und Weise Feedback überbracht wird und welche Intention dahintersteckt.
Ich gehöre der Generation Y an, die den Namen deshalb erhalten hat, weil sie alles hinterfragt. Am Anfang meines Berufslebens gab es auch einige Studien, die besagt, dass die Gen Y das Thema Feedback viel mehr in den Fokus rückt. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Telefonat, welches ich als Praktikantin geführt habe und wo es um die Überbringen von Feedback ging. Meine Gegenüber wusste nichts mit dem Wort anzufangen und für mich war es bereits absolut normal, dass am Ende jeder Aufgabe oder jedes Projekts ein Feedback gegeben wurde.
Mir war damals nicht klar wie viel Tragweite dieses Tool haben kann und wie intensiv man sich damit beschäftigen muss, sowohl mit der Thematik an sich als auch mit den Einzelheiten des Überbringens. Ich persönlich durfte sehr früh mein erstes Team leiten und auch zusammenstellen. Um dem Ganzen noch ein i-Tüpfelchen zu geben auch direkt remote. Mich hat das enorm geehrt und begeistert. Allerdings hatte ich keine Ressourcen auf die ich zurückgreifen konnte, denn weder in der Schule noch in der Uni wurde mir beigebracht wie man das macht. Geschweige denn wie wichtig es ist Grenzen zu setzen und Feedback zu erteilen. Auch wenn Teamarbeit häufig eine Grundlage in der Uni war so wurden Bestandteile wie Kommunikation leider nicht so stark in den Fokus gesetzt und so brauch es niemanden wundern, dass heutzutage immer noch genau diese Grundlagen nicht wirklich ausgeprägt sind.
Meine Bachelorarbeit habe ich damals über das 360 Grad Feedback geschrieben, da es mich schon immer fasziniert hat, wie man sich verbessern kann. Jetzt über 10 Jahre später kann ich ernüchtern feststellen, dass wir gefühlt immer noch nicht viel weiter sind, was das Thema Feedback angeht. LEIDER! Ich frage mich, woran das liegt und teile ein paar meiner Beobachtungen.
Es besteht keine Beziehung zwischen den Feedbackgebenden und dadurch auch kein Interesse. Für Jahresgespräche wird davor häufig ein Tool freigeschaltet zur Evaluation der eigenen Leistung, das kommt also in geballter Form und man muss innerhalb kürzester Zeit Situationen und Fakten abrufen. Dafür braucht man keine wissenschaftliche Fachkraft zu sein, um zu verstehen, dass das nicht die besten Voraussetzungen sind.
Es gibt keine Feedbackkultur, die von allen gelebt und auch gefordert wird. Viele assoziieren mit Feedback eine eher negative Situation, dabei sollte Feedback definitiv auch positive Situationen wiederspiegeln. In IT Teams haben sich Retros etabliert, die es ermöglichen zurück zu schauen und zu evaluieren was gut lief und was verbesserungsbedürftig ist. Das heißt es mangelt uns nicht an Tools, sondern an der generellen Umsetzung. Es scheint als hätten viele immer noch Berührungsängste bei diesem Thema und das weil sie selbst keine Grenzen setzen können und ständig projizieren, also von sich auf andere schließen. Das das Thema Feedback mit etwas negativem verknüpft ist, sehen viele darin logischerweise etwas Negatives und wer will schon noch mehr Negativität im Leben?
Wenn wir diese beiden Punkte miteinander verbinden, wenn es uns also wichtig ist eine Feedbackkultur zu etablieren und wir die Beziehungen untereinander in den Fokus stellen, gibt es eine sehr gute Chance. Es ist also nicht so wichtig, ob für das Thema Feedback die richtigen Tech Tools gewählt werden, wohl aber ob die Voraussetzungen stimmen. Für Teams muss zwingend daran gearbeitet werden, dass eine Beziehung untereinander vorherrscht. Es sollte ein echtes Interesse daran geben, dass Teams eine gute Basis für die Zusammenarbeit und das Resultat haben. Das startet natürlich mit dem/der Teammanager:in als Vorbildfunktion. Menschen in Managerpositionen zu befördern, bedeutet also zwingend sie mit dieser Rolle vertraut zu machen, um Feedback mehr in den Fokus zu rücken. Des Weiteren sollte es ein fester Bestandteil sein Feedback zu geben. Setzt euch alle zwei Wochen zusammen und schaut was als Team gut gelaufen ist und was Veränderung benötigt. Beschließt Veränderungen gemeinsam und verschriftlicht die weitere Vorgehensweise. Übt im Team Feedback zu geben und anzunehmen. Disclaimer: Nicht jedes Feedback muss umgesetzt werden - hier kommt das Thema Grenzen setzen zum Tragen.
Meine Grundformel, um Feedback zu geben:
Situation: Bei dieser Sache/Situation ist mir aufgefallen, dass du …
Sache benennen: Das finde ich gelungen/veränderungswürdig …
Hilfe anbieten: Ich kann dich unterstützen in dem …
Zukunft: Ich wünsche mir, dass …
Insgesamt achte ich darauf konstruktiv Feedback zu geben, bin aber auch ehrlich, wenn ich Dinge mal nicht explizit benennen kann. (Kommunikation ist der Schlüssel!) Außerdem immer aus der ich - Perspektive und Faktenbasiert. Das bedeutet bevor ich ein Feedback gebe, reflektiere ich innerlich enorm und versuche es aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Ich versetze mich in die Lage meines Gegenüber und versuche es zunächst nachzuvollziehen. Außerdem gehe ich immer davon aus, dass ich es falsch oder nicht detailliert genug erklärt habe, wenn etwas nicht so läuft, wie ich mir das vorgestellt habe.
Der wichtigste Punkt für mich beim Thema Feedback geben: wir sind alle Menschen, die Erfahrungen machen, Perfektion schadet nur.
Ich persönlich finde, dass Feedback wirklich essentiell ist. Wenn man auf die Generationen Y und Z schaut, glaube ich, dass es für viele einfach dazugehört und es als Grundlage für die Weiterentwicklung gesehen wird. Daher ist es mein Tipp an Unternehmen, die gerade diese Generationen für sich begeistern wollen, baut eine Feedbackkultur auf! Wartet nicht darauf bis ihr keine Talente mehr findet oder ihr das Feedback erhaltet, dass Talente das Unternehmen verlassen, weil sie keine Wachstumsmöglichkeiten hatten, sondern seid proaktiv in diesem Bereich. Eine Feedbackkultur aufzubauen, funktioniert nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit. Diese lohnt es sich aber zu investieren und das besser früher als später. Sich weiterzuentwickeln, bedeutet nicht immer Zugang zu Weiterbildungen zu erhalten, sondern persönlich und fachlich zu wachsen. Das kann auf jeden Fall unterstützt werden mit einer Feedbackkultur.
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